Ich liege auf meinem Bett und lasse die letzten Tage Revue passieren. Ich habe die jungen DarstellerInnen des vielfach oscarpremierten Films Slumdog Millionaire interviewt. Alle drei Kinder – Azhar, Rubina und Ayush – sind mir richtig ans Herz gewachsen.
Was beeindruckt: Der elfjährige Azhar, im Film der junge Salim, ernährt derzeit seine fünfköpfige Familie. Sein Vater hat Tuberkulose, ein schweres Alkoholproblem und türmt regelmäßig aus dem Krankenhaus. Der von Regisseur Danny Boyle und Produzent Chris Colson gegründete Jai Ho Trust hat für Azhar eine Wohnung erstanden und zahlt ihm ungefähr 90 Euro pro Monat, solange er jeden Tag zur Schule geht. Das reicht, um die gesamte Familie zu ernähren.
Was traurig macht: Rubina, die jüngste Darstellerin des Filmcharakters Latika, wohnt immer noch in den Slums von Bandra in Mumbai. Der Gestank dort, als ich sie besuche, verschlägt mir den Atem. Rubinas Vater, ein muslimischer Zimmermann, wollte seine Tochter angeblich für 200.000 Pfund verkaufen. Im Interview macht er aber den Eindruck eines ehrlichen und einfachen Mannes. Es ist traurig, das Mädchen, mehr als ein Jahr nach den Dreharbeiten, immer noch im Müll spielen zu sehen.
Was nachdenklich stimmt: Ayush, der im Film den jungen Jamal spielt, arbeitet seitdem er vier ist als Schauspieler – vom Vater unterstützt und trainiert. Slumdog Millionaire war sein großer Durchbruch. Geld hat er kaum bekommen. Schließlich kommt er nicht aus dem Slum. Deshalb interessieren sich auch die Medien nicht für ihn, obwohl er die Hauptrolle gespielt hat.
Liebe Grüße
Arno Krimmer aus Mumbai, Indien